einmal noch vögel

EINMAL NOCH Vögel

von Zugvögeln träumen

von Wolkengeschwindigkeit

Davon, zielstrebig flüchtig zu werden

Beweis sein eines einzigartigen federleichten

Verschwindens

 

Kontur geben

dem blinzelnden Moment

All jenen, die ohne jede Erwartung

aufzublicken gewohnt sind

die Himmelsstarre lösen & Herzschläge später

die Starre wieder fixieren: wir zogen fort

 

Viele sein. Flügel & Leiber, Wind

in den Windschatten gleiten, ganz beiläufig

auf Autopilot schalten

wenn weit unten

ein Hund heult, Gänse sich scharren

um altes Gebein, Steine einstürzen all dies

 

Was nicht aufhören will zu haften

hinter sich lassen, die Brutgebiete

Schwerkraft der Herkunft

und die dazugehörige zähe Wiederkehr

trüber Aussichten, Verhaltenslehren der

Kälte

 

Fort,

Lichtjäger sein, Formationsprofis

fliegen, in Höhen-

in Sturzflügen, fortwährend fliegend krallen sich paaren Nahrung

erhaschen im Flug und weiter, weiterfliegen im Zwielicht, im Schlaf

im Schlaf, dort: dieser eine

 

Der da wohnt am Ende der Welt

der Vogel, der alles verschönt

Er, wispert der Traum

tut sein Leben lang nichts anderes: Nester

baut er. Üppig, umhegend wie Liebeslauben

Bodennester, die hundertfach ihn überragen

aus Blättern, Zweigen, die er färbt im Mundsaft der Beeren

aus Federn, Steinen, den Kleinheiten

den Verworfenen, die ihm, auffindend, Glanz sind

Er, flüstert der Schlaf, erklärt mich als nicht vorhanden

seine Schöpfung verzehrt ihn, lässt, maßlos ihn den Himmel

nicht kennen, der

hoch oben

sich räkelt, verhüllt, und

manchmal

rötet: bin

 

bin

bin!

 

Dann beginnt er zu warten

auf die eine, die mögliche Braut

zu pfeifen, zu tanzen, flattern, zu zeigen

all dies, so flüstert’s

schlafwärts den Jägern, dem Wind

meistens vergeblich  

 

 

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minsk, frühjahr 2014

Minsk, Frühjahr 2014

Ein Dichter alter Zunge aus Stein
Taras Schewtschenko, das Leben
findet lange schon zu deinen Füßen statt
Und meint dieses Leben es gut, richtet nur selten
der Blick sich auf dich

Ein Alltag, der Einkaufstüten trägt
Straßenschuhwerk, anstatt beschlagener Stiefel, Schilder, Wut
Wo die Erinnerung bummeln geht, es keiner Kerzen bedarf, die sie einbrennt
Wo Blumen sich nicht niederlegen müssen, damit du sichtbar wirst
Wo niemand kommt, der nicht geladen, wo Wandel ist, der nicht besetzt

Denn immer ist es Frühling, wenn sie kommen
Sie verhaften Menschen
Die kommen wieder
Sie verhaften die Blumen
Die sterben schnell

Wir bauen ab

Endlich sind wir soweit

Wir bauen ab

Zu lange schon geht es uns gut

Das kommt uns noch teuer zu stehen

Ihr werdet sehen

Gut ist kein Gut

Wir bauen ab

 

Unsere Städte werden wir neu organisieren

Die Theater schließen, Opernhäuser, Verlage und Cafés

Was sich nicht rechnet, das hat auch kein Recht

Was gestern noch gut war, ist morgen schon schlecht

Gut ist kein Gut

Wir bauen ab

 

Orchester, Künstlerkasse, Universität

Qualität werden wir steigern

Das Leben versteigern

Wir bauen ab

 

Baustellen werden wir bauen

Autos, Motoren

Einkaufshallen, Waffen

Wir können Großes, Größeres schaffen

Mit der Kunst auch die Künstler vertreiben

Wir leisten Leistung

Von uns muss nichts bleiben